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War ich meinem Partner egal - war sein Verhalten all die Jahre nur vorgespielt?

tweetee (w, 40) aus trier:

Hallo,

ich habe mich vor einer Woche von meinem Partner getrennt, wir waren 7 Jahre zusammen. Ich kann ihm einfach nicht mehr vertrauen, er hat mich zutiefst verletzt und ich bin derart enttäuscht, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann.

Vor 3 Jahren waren wir kurze Zeit nicht zusammen, in der Zeit war er mit einem Freund 3 Tage unterwegs in verschiedene Puffs. Er hat es immer abgestritten und beteuert, es wäre nicht so gewesen. Vor einer Woche hatte ich dann den Beweis schwarz auf weiß, als ich ihn drauf angesprochen habe, lügt er mich wieder an, daraufhin meinte ich, ich hätte Beweise.

Als ich ihm es zeigte, meinte er immer noch, das könnte nicht sein, das wäre ein Fehler bestimmmt. Nach 20 min. erst meinte er dann frech, ja, ich war da und wo ist das Problem?! Daraufhin meinte er, ich soll gehen, er hatte kein Lust auf mein Generve. KEIN Zeichen von Reue von ihm, nein, er ist nur noch frech und verletzend, wenn er sich meldet. Ich hab ihm immer gesagt, er soll ehrlich sein lieber, anstatt mich anzulügen.

Ich verstehe ihn einfach nicht. War ich ihm so egal, all die Jahre alles nur vorgespielt? Heute ruft er mich an, redet mit mir ganz normal und ich hab mich schon gewundert, dann fragt er mich tatsächlich, ob ich ihm mein Auto leihen könnte! Ich hab aufgelegt, was denkt er eigentlich, wer ich bin, es ist so verletztend sein Verhalten.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es tut einfach nur weh, was ist er nur für ein Mensch?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe teetee,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie mussten die äußerst schmerzliche Erfahrung machen, dass Ihr Partner Sie wegen der Verleugung von Bordellbesuchen angelogen hat. Ihr Vertrauen ist zu Recht erschüttert und zerbrochen. Leider ist Ihr Partner nicht bereit, sein Verhalten in Frage zu stellen, sondern wird stattdessen wütend auf Sie und schickt Sie weg.

Es ist ein sehr kindliches, egoistisches Verhalten, das er zeigt. Was hier fehlt, ist die nötige erwachsene Beziehungsreife, Verantwortung für das eigene Fehlverhalten und die daraus folgenden Konsequenzen zu tragen. Es ist also nicht nicht nur die Tatsache, dass er einen Vertrauensbruch begangen hat, sondern, dass er nicht in der Lage ist, diesen wieder gut zu machen.

Sie haben das Richtige getan, in dem Sie sich getrennt haben. Wichtig ist nun, dass Sie den Verlust angemessen betrauern, aber sich keine Selbstvorwürfe machen oder ständig in zweifelnden Gedanken über seine Person ergehen.

Wenn Ihr Partner tendenziell eine narzisstische Prägung hat - was in Ihren Beschreibungen anklingt - dann wird er es all die Jahre verstanden haben, die Bindung zu Ihnen so zu pflegen, dass die kontinuierliche Befriedigung seiner narzisstischen Bedürfnisse gewährleistet war. Dies ist ein sehr frühkindliches Überlebensmuster, das leider, wenn es unreflektiert beibehalten und ausagiert wird, erwachsene Beziehungen zerstören kann. Insofern ist Ihr Wunsch nach einem ehrlichem Kontakt zwar verständlich, aber letztlich nicht - oder nur sehr eingeschränkt - möglich.

Inwieweit er Ihnen etwas vorgespielt hat, lässt sich also schwer von außen beurteilen. Vor allen Dingen, wenn er es selbst nicht durchschauen oder reflektieren kann. Auch wenn Sie ihn verstehen wollen - Sie werden keine befriedigende Antwort darauf finden. Deswegen empfehle ich Ihnen, auch wenn es schwer fällt, ihn innerlich gehen zu lassen.

Distanzieren Sie sich emotional von ihm und wenden Sie sich nun Ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu. Wertschätzen Sie, dass Sie stark genug sind, um diese Beziehung zu beenden, auch wenn es sehr schmerzlich ist und Sie ihn geliebt haben. Sein Verhalten hat letztlich wenig mit Ihrer Person zu tun, sondern vor allem mit seiner starken Ich-Bezogenheit und seinem mangelnden Empathievermögen.

Trauern Sie und schauen Sie, was Ihnen jetzt zur Zeit in diesem Ablöseprozess gut tun würde. Seien Sie ruhig ausdrucksstark wütend, wenn er Ihre Grenzen und Gefühle nicht respektiert. Vielleicht müssen Sie Ihre Abgrenzung in der nächsten Zeit sogar öfter deutlich machen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie






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