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Mein Freund wird noch immer von seiner Mutter verhätschelt - wie kann ich ihm helfen?

Melinda (w, 31) aus Saarbrücken: Sehr geehrtes Psychomeda Team,
mein Freund und ich sind grundverschieden, ich habe gerne Menschen um mich rum, unternehme gerne viel und bin auch selten krank,er ist das komplette Gegenteil, er mag keine Menschen (sagt er selbst), er ist gerne daheim und beschäftigt sich mit nichts außer seiner Arbeit und Computerspielen. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Er ist Einzelkind, sein Vater ist gestorben als er 16 war und von da an war er allein mit seiner Mutter. Sie verwöhnt Ihn nach Strich und Faden und macht sich für jedes bisschen riesige Sorgen. Damit hat Sie Ihm aber keinen Gefallen getan. Zusätzlich, er ist extrem wehleidig, er muss jedes Husten und Niesen seiner Mutter mitteilen die Ihn dann sofort versorgt, er hat JEDEN Tag was anderes, entweder Rücken, Halskratzen, Husten, Schmerzen in der Brust, Kopf, Arm, Schulter usw...oder er ist einfach traurig und kann mir nicht sagen warum.Er findet ich bin gemein weil er von mir nicht dieses Mitleid bekommt..Er war schon bei allen ärzten, natürlich mit seiner Mutter, und er hat 'physisch' nichts. Ich habe Ihm mal vorgeschlagen einen Therapeuten aufzusuchen weil ich mir vorstellen könnte dass das eine Depression oder sowas ist aber das lehnt er natürlich komplett ab. Wie könnte ich Ihn dazu bringen mal mit einem Therapeuten zu reden? Ich möchte Ihm ja gerne helfen.
Vielen Dank im Voraus für eure Antwort!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Melinda,

danke für das Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.

Oje! Da haben Sie sich einen Kandidaten angelacht! Wenn Ihr Freund so etwa in Ihrem Alter, also ein erwachsener Mann, und noch immer auf diese Weise von seiner Mutter abhängig ist, dann haben Sie leider schlechte Karten, wenn Sie ihm helfen wollen. Es tut mir aufrichtig Leid, Ihnen keine bessere Nachricht mitteilen zu können. Aus meiner Sicht können Sie sich an einem Mann dieser Couleur ein Leben lang erfolglos abarbeiten. Sie haben zwei Möglichkeiten: 1. Sie nehmen ihn an, so wie er ist, ohne ihn ändern zu wollen. Und geben sich mit einem Leben an der Seite seiner Mutter und ihm zufrieden. Oder 2. Sie schauen sich nach einem Mann um, der zu Ihnen passt und geben Ihrem jetzigen Freund den Laufpass. In beiden Fällen empfehle ich Ihnen das Buch von Trobe „Vertrauen ist gut – Selbstvertrauen ist besser“.

Zudem kann ich Ihnen das Buch von Laurence Heller „Entwicklungstrauma heilen“ empfehlen. Möglicherweise hilft es Ihnen auch weiter, sich auf meinem YouTube Kanal umzusehen:

https://www.youtube.com/channel/UC3t4Gp8DPR2rb7Cf44a4Wzg

Vor allem die Playlist „NARM – 5 Kernressourcen“ kann für Sie hilfreich und erhellend sein. Auch die Playlist „Beziehungen“ kann ich Ihnen ans Herz legen. Dort finden Sie u.a. ein Video von Dr. Bonelli darüber, wie ein Kennenlernen glücken kann.

Jeden Samstag veröffentliche ich ein neues Video zum Thema Bindungs- und Entwicklungstrauma, damit Menschen, wie Sie, die direkt oder indirekt davon betroffen sind (jeder Zweite durch alle Bevölkerungsschichten gehend), ein Bewußtsein dafür bekommen, womit sie es zu tun haben, sich orientieren und Abhilfe schaffen können.

In Ihrem Fall stellt sich mir die Frage, wieso Sie mit einem Mann, der so wenig alltagskompatibel mit Ihnen ist, eine ernsthafte Beziehung eingegangen sind. Gegensätze mögen sich gelegentlich anziehen, aber bestimmt nicht, was Wertesystem, Alltagsroutinen und Wohlfühl-Parameter betrifft. Es sind gemeinsame Werte, gemeinsame Interessen, gemeinsame Freuden, die Paare dauerhaft stabil zusammenhalten.

Und selbstverständlich ist die erwachsene, reife Bindungsfähigkeit auch davon abhängig, ob jemand eine sichere Bindung zu seinen kindlichen Bezugspersonen aufbauen konnte. Das scheint, so wie Sie die Situation schildern, bei Ihrem Freund nicht der Fall zu sein. Solange er so symbiotisch mit seiner Mutter verbunden ist, kann er Ihnen kein ernstzunehmender Partner sein. Wie soll das erst werden, wenn gemeinsame Kinder da sind?

Da sich Ihr Freund zudem uneinsichtig und therapieresistent zeigt, sehe ich leider keine Chancen, dass sich jemals etwas an seinem Verhalten ändern wird. Anstatt Ihrem Freund zu helfen, helfen Sie sich lieber selbst. Entweder verhelfen Sie sich zu einem Mann, der Sie liebt und den Sie lieben, und der zu Ihnen passt, oder Sie finden Frieden damit, wie Ihr Freund nun mal ist, und nehmen ihn mit seiner Mutter so, wie er nunmal ist.

Ich hoffe sehr, meine Empfehlungen helfen Ihnen weiter, und wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg!

Ihre Marion Weber

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