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Ich versuch mich und die Menschen besser zu verstehen, aber mein Mann hat leider ganz anderer Interessen

Susi (w, 35) aus München:

Hallo! Ich habe eine Frage, die mich seit langer Zeit beschäftigt: Ich bin jetzt schon seit 17 Jahren mit meinem Mann zusammen und wir haben 3 Kinder, doch seit 5 Jahren habe ich das Gefühl, mich deutlich verändert bzw. weiter Entwickelt zu haben.

Ich interessiere mich sehr für Menschen und wie ich mich und meine Umwelt besser verstehe könne, aber mein Mann hingegen, ist sehr technisch interessiert und hat wenig Verständnis für meine Themen. Er ist allerdings ein echt guter Profi in seinem Bereich und macht dies auch richtig gut!

Das Problem ist nur, dass all meine Versuche in dazu zu bringen, sich mit sich selbst oder auch mit uns mehr zu beschäftigen, ihn einfach nicht interessieren. Er will sich z.B. nicht darum kümmern, warum ihn manche Dinge so sehr auf die Palme bringen, oder wie wir den Selbstwert unserer Kinder durch bedachte Wortwahl stärken könnten etc.

Ich denke, im Grunde haben wir sehr unterschiedliche Werte und das ist eigentlich unser Hauptthema. Ich merke, wie sich mein Ärger über diese Ungleichheit auf unsere Beziehung und unser Familienleben auswirkt.

Ich habe deshalb auch wenig Lust auf Nähe und gemeinsame Unternehmungen, was er natürlich merkt. Wenn wir darüber reden, versichert er mir, sich bemühen zu wollen und das schon noch lernen zu können. Aber es passiert dann leider halt gar nichts!

Ansonsten würden wir eigentlich gut zusammen passen, aber ich sehne mich so sehr nach tieferer Verbundenheit, denn ich möchte jemanden, der meine Gedanken nachvollziehen kann und dem meine Themen genau so wichtig sind, wie mir!

Was soll ich nur tun? Eigentlich hätte er es ja schon verdient, dass man ihn liebt, wie er ist, und nicht so häufig zurechtweist und an ihm rummäkelt!

Sollte ich also vielleicht besser meine Einstellung ändern und aufhören ihn dauernd verbessern und ändern zu wollen? Aber ich ertrage es einfach nicht, wenn er z.B. andere Menschen wegen ihrer besonderen Art so streng verurteilt etc. Sollt ich das vielleicht besser unsere Familie zu lieben in den Hintergrund stellen und einfach durchhalten? Vielen Dank für Rat und Hilfe!



Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau S.,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Ihre abschließenden Fragen zeigen mir, daß Sie wohl schon ganz gut erkannt haben, wie Sie mit Ihrer Unzufriedenheit und Ihrem dauerndem herumnörgeln an Ihrem Mann, gerade dabei sind, Ihre ansonsten eigentlich recht gute Ehe- und Familien-Beziehung zu beschädigen, oder gar zu zerstören!

Natürlich ist es erstrebenswert, sich über die charakterliche Weiterentwicklung und Verbesserung der eigenen Person und der Familie Gedanken zu machen und alle Möglichkeiten auszuschöpfen menschlich zu wachsen und zu reifen.

Aber jeder Mensch hat in diesen Dingen sein eigenes Tempo und muß auch seinen ganz persönlichen Weg dafür finden. Dazu kommt noch, daß solche seelenkundlichen und sozialen Themen, im allgemeinen den Frauen meist sehr viel mehr liegen, als den Männern, die sich meist viel lieber mit konkreteren, technischen Themen beschäftigen, wie es sich ja an Ihrem Mann exemplarisch zeigt.

Viele Männer haben oft sogar eine gewisse Abneigung gegen das Hinterfragen der eigenen Seelenstruktur, oder auch der feinfühligen Beachtung der richtigen Wortwahl bei der Erziehung der Kinder und ähnlich feinsinniger Überlegungen.

Ihre innere Unzufriedenheit, die sich in gefährlicher Weise als seelischer Druck und mittlerweile sogar in einer gewissen Abneigung gegen die etwas einfacher Persönlichkeitsstruktur Ihres Mannes äußerst, zeigt deutlich, daß Sie bei aller Bemühung um tiefere Erkenntnis und Weiterentwicklung doch wohl ein wenig auf den Holzweg geraten sind und damit genau das Gegenteil des Gewünschten, oder gar Schlimmeres bewirken könnten!

Anstatt froh und dankbar zu sein, daß in Ihrer Ehe und Familie eigentlich grundsätzlich alles recht gut paßt und harmoniert - was gar nicht so selbstverständlich ist und worum Sie viele Frauen beneiden könnten - haben Sie sich hohe, ja vielleicht ein wenig zu hohe Ziele gesetzt!

Wenn Sie so weiter machen, wird Sie vielleicht früher oder später das Naturgesetz der Seele 'Wer zu viel will, der bekommt gar nichts!' einholen!

Trotzdem stellt sich natürlich die Frage, wie Sie zu der so wichtigen inneren Gelassenheit, Zufriedenheit und Dankbarkeit finden könnten, um nicht weiterhin ein Stolperstein für sich selbst, Ihre Mann und Ihre Familie sein zu müssen?

Verstehen Sie mich recht, Ihr guter Blick für die menschlichen Bezüge, Hintergründe und Entwicklungsmöglichkeiten - in und außerhalb der Familie - ist ein wertvolle Fähigkeit, die Sie natürlich weiterhin für sich praktischen Umsetzen sollen, Ihnen aber nicht das Recht gibt, als ungefragter Lebensberater und Persönlichkeits-Trainer Ihrer Mannes aufzutreten!

Vielmehr wäre es Ihre Aufgabe, erst einmal das wichtigste Ziel unseres Menschseins, sowie jeder Ehe und Familie - nämlich das der bedingungslosen Liebe - zu erkennen, zu beachten und umzusetzen!

Üben Sie sich darin, Ihrem Mann wieder mit den Augen der Liebe und weniger mit den Augen einer Psychologin anzuschauen! Und wenn Ihnen dies über längere Zeit gelingt und Ihr Mann sich von seiner Frau aufrichtig geschätzt und geliebt fühlt und sieht, wie gut Sie mit sich, den Kindern und Ihren Mitmenschen zurecht kommen, so wird er möglicher Weise ganz von selbst das Bedürfnis haben, von Ihrer Kunst etwas lernen zu dürfen!

Was natürlich nicht ausschließt, daß Sie ihm hin und wieder den einen oder anderen vorsichtigen Rat zur Entwicklung eine verständnisvolleren und barmherzigere Blickweise auf jene Menschen zu entwickeln, die ihn schnell mal auf die Palme bringen. Aber bitte immer mit liebevoller Leichtigkeit und ohne jeden Erwartungsdruck!

Und auch das Selbstwertgefühl Ihrer Kinder hängt weniger an der positiven Wortwahl, als vielmehr an der inneren Einstellung, der bedingungslosen Liebe!

Dabei ist es vor allem wichtig, immer authentisch zu sein, wozu berechtigte Kritik, Tadel und ehrlicher, angemessener Ärger genau so gehören, wie gesunde, lebensdienliche Härte, wenn die Kinder später im rauhen Wind des wirklichen Lebens bestehen sollen!

Um es deutlich auf den Punkt zu bringen, so scheint mir - liebe Frau S., wäre es besser Ihre psychologischen Kenntnisse erst einmal noch mehr für sich selber zu nützen, anstatt den unerwünschten Lehrmeister für Ihren Mann zu mimen! Aber damit haben Sie mit dieser Ihrer Anfrage ja schon einen guten Anfang gemacht.

Allerdings kann ich auch gut verstehen, daß Sie sich für Ihre Lieblingsthemen gerne einen Gesprächspartner wünschen würden, der aber nicht notwendiger Weise Ihre Ehemann sein müßte, sondern vielleicht auch eine gute Freundin, oder eine Seminargruppe im Rahmen der Volkshochschule sein könnte.

Ich hoffe - liebe Frau S. - Ihnen damit einige wichtige Hinweise zur Rückgewinnung Ihres Seelenfriedens gegeben zu haben und würde mich im Gegenzug über eine umgehende Bewertung und kurze Kommentierung dieser kostenlosen Erstberatung sehr freuen!

Für Rückfragen stehe ich Ihnen unter Tel. 09961/7255 auch weiterhin gerne zur Verfügung. Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen und lieben Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater
Bewertung durch den Fragensteller:
Das habe ich so noch nicht so gesehen und ich versuche daraus zu lernen. Es gehört mehr dazu,wo hier kein Platz ist.





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