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Ich möchte mit dem Lügen aufhören

Hawe (m, 61) aus Hamm: Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin 61 Jahre alt, in zweiter Ehe verheiratet und habe Probleme mit Depressionen, deretwegen ich in ärztlicher und therapeutischer Behandlung bin,und dem Lügen.
Meine Ehe ist in einer Kriese, da ich meine Frau dreimal angelogen habe übüer meine Menge Alkohol, die ich getrunken habe.
Ich habe das Problem das ich bei bestimmten Triggersituation bisher den Weg des Alkoholtrinkens als Lösung genommen habe.
Ich trinke seit 4 Monaten keinen Alkohol mehr, da ich für mich andere Problemlösungen gefunden habe.
Ich habe aber eigentlich schon seit meiner Jugend in Situationen die mir unangenehm, peinlich und die von mir eine Entscheidung gefordert haben, die nicht in meinem Sinne waren zur Lüge gefgriffen, damit ich besser mit der Situation zurechtkomme und aus ihr als Benachteiligter hervorzugehen, dem Unrecht getan wurde.
Es hat bis heute gedauert zu der Überzeugung zu gelangen, das es so nicht weitergeht.
Ich möchte das Vertrauen meiner Frau zurückgewinnen und nicht mehr zur Lüge greifen, wen es unangenehm für mich wird.Ich will mich nicht mehr selbst belügen und andere auch nicht mehr, im besonderen meine Frau.
Was kann ich tun, um endlich mit mir selbst und meiner Umwelt in Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zu leben.

Danke für ihre Hilfe

Hawe

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Hawe,

ich finde es toll, dass Sie erkannt haben, dass das Lügen für Sie mehr Probleme bringt als es löst, und dass Sie den Entschluss gefasst haben, damit aufhören zu wollen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt.

Wie Sie ja schon von Ihrem Alkoholkonsum wissen, kann so etwas der Versuch sein, etwas zu lösen. Dasselbe gilt offensichtlich auch für das Lügen. Sie schreiben, dass Sie sich dadurch vor unangenehmen und peinlichen Situationen oder schwierigen Entscheidungen geschützt haben. Insofern hatte das Lügen für Sie also durchaus eine wichtige Funktion. Es ist ja durchaus verständlich, dass man sich vor schwierigen Gefühlen oder Situationen, mit denen man keinen besseren Umgang weiß, schützen möchte. Und sowohl Alkohol als auch Lügen helfen einem hier kurzfristig.

Leider bringen beide langfristig oft aber noch mehr Probleme, wie Sie ja auch am eigenen Leib erfahren haben. Deswegen ist es sinnvoll, neue Strategien zu erlernen, mit den schwierigen Situation umzugehen, so dass man nicht mehr auf den Alkohol oder die Lügen zurückgreifen muss.

Beim Alkohol ist Ihnen das offenbar schon gelungen – und das finde ich ganz toll! Wie haben Sie das geschafft? Sie schreiben, dass Sie in ärztlicher und therapeutischer Behandlung sind. Hat Sie das dabei unterstützt? Vielleicht können Sie das, was Sie im Umgang mit den Situationen gelernt haben, in denen Sie sonst zum Alkohol gegriffen haben, auch auf die Situationen übertragen, in denen Sie auf Lügen zurückgreifen? Wäre das etwas, das Sie auch in der Therapie besprechen könnten?

Vielleicht kann es Ihnen helfen, sich ganz bewusst zu überlegen: In welchen Situationen greifen Sie üblicherweise zur Lüge? Wovor wollen Sie sich dadurch schützen? Wie wahrscheinlich ist das wirklich, was Sie befürchten, was eintreten könnte? Falls es tatsächlich eintreten sollte, wie könnten Sie damit fertigwerden? Wer oder was könnte Sie dann dabei unterstützen?

In den konkreten Situationen, in denen Sie – vielleicht sogar auch ein Stück weit gewohnheitsmäßig und automatisch – lügen, kann es vielleicht hilfreich sein, nicht sofort dem Impuls zu antworten nachzugeben, sondern kurz durchzuatmen oder um eine Pause zu bitten. Dadurch geben Sie sich Zeit um zu überlegen, welche Vor- und Nachteile es kurz- und langfristig hat, wenn Sie lügen oder die Wahrheit sagen. Es gehört manchmal Mut dazu, die Wahrheit zu sagen. Aber oft wird dieser Mut am Ende auch belohnt. Wenn Sie ehrlich mit Ihrer Frau sind, können Sie und Ihre Beziehung dadurch wachsen und inniger werden.

Sie können auch mit Ihrer Frau über Ihre Sorgen, die hinter dem Lügen stecken, sprechen. Wenn Sie ihr z.B. nicht sagen wollen, wieviel Alkohol Sie in einer bestimmten Situation getrunken haben, dann kann dahinter die Sorge stecken, dass Ihre Frau wütend reagiert oder sich im schlimmsten Fall sogar von Ihnen trennt, wenn Sie erfahren würde, wieviel Sie tatsächlich getrunken haben. Vielleicht hilft es, ihr das zu sagen, dass Sie sie nicht verlieren wollen und ihr weiter zu zeigen, dass Sie an sich arbeiten und dadurch Ihren Anteil zur Verbesserung der Beziehung beitragen. Sie haben ja schon ein gutes Stück geschafft und das sagt mir, dass Sie auch noch mehr schaffen können.

Wenn Sie noch Fragen zu meiner Nachricht haben, können Sie mehr gern unter meiner Email-Adresse info@loesbar-online.de schreiben.

Alles Gute für Sie!
Astrid Hiersekorn

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