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Wie finde ich den richtigen Therapeuten

Schätzungen gehen davon aus, dass fast die Hälfte aller Menschen mindestens einmal im Leben an einer diagnostizierbaren seelischen Störung leidet. Das heißt zwar nicht, dass tatsächlich all diese Personen auch therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen oder sogar nehmen "müssen", verdeutlicht aber die Häufigkeit von Störungen in diesem Bereich. - von Holger Nikolai, Heilpraktiker für Psychotherapie

Therapeut muss approbiert sein - Vorsicht bei Beratern

Das "Klima", die Akzeptanz seelischer Störungen und deren professioneller therapeutischer Begleitung oder Behandlung hat sich in den letzten Jahren deutlich zum Positiven gewandelt. Wir können hier zwar immer noch signifikante Unterschiede feststellen, dass z. B. einer Depression mit sehr viel größerer Ambivalenz begegnet wird als der Diagnose "Burn-out", doch immerhin: es wird darüber geredet, und das auch öffentlich und von prominenten Zeitgenossen. Mit dieser Gesprächsbereitschaft scheint auch die Bereitschaft zu steigen, dass der Einzelne therapeutische Hilfe sucht und in Anspruch nimmt. Und genau hier setzen die Unsicherheiten, Fragen und Vorurteile ein, in die die nachfolgenden Ausführungen etwas Licht bringen sollen.
Zuerst ist festzuhalten, dass prinzipiell vier Berufsgruppen als Ansprechpartner für Personen mit Therapiewunsch oder -bedarf in Frage kommen:
  • Psychologische Psychotherapeuten (Psychologen mit Zusatzqualifikation)
  • Kinder- u. Jugendpsychotherapeuten (Studium mit Zusatzqualifikation)
  • Ärzte (Psychiater, Fachärzte für Psychotherapie, Ärzte mit Zusatzqualifikation)
  • Heilpraktiker für Psychotherapie (Personen, die eine amtsärztliche Prüfung abgelegt haben; keine vorgeschriebene Ausbildung; werden oft auch als Gesprächstherapeut, Familientherapeut, Kunsttherapeut bezeichnet)
Diesen Berufsgruppen ist die staatliche Zulassung bzw. Erlaubnis vorbehalten, seelische Störungen zu diagnostizieren und zu therapieren. D. h. auch ein verantwortungsvoller Arzt (ohne Fachqualifikation zur Psychotherapie) sollte einen Patienten mit entsprechender Symptomatik an einen Therapeuten weiterleiten. Demgegenüber verfügen Berater (aller Richtungen) und auch Diplom-Psychologen (ohne Zusatzausbildung) nicht über die Erlaubnis bzw. Kompetenz, therapeutisch tätig zu werden.
Während der Psychiater vorrangig stationär in Kliniken arbeitet, kommen für die ambulante Therapie, die in sehr vielen Fällen indiziert ist, also vorrangig psychologische Psychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie in die engere Auswahl (der medizinische Heilpraktiker sollte über eine entsprechende Fortbildung im psychotherapeutischen Bereich verfügen). Psychologische Psychotherapeuten nehmen i. d. R. an der kassenärztlichen Versorgung teil, haben aber oft lange Wartezeiten und dürfen prinzipiell nur nach zugelassenen Verfahren arbeiten, wenn sie mit den Kassen abrechnen wollen. Heilpraktiker für Psychotherapie hingegen haben meistens einen flexibleren Terminplan und sind frei in der Wahl ihrer Methode, werden dann aber auch vom Klienten privat honoriert.

Woran erkenne ich einen guten Therapeuten?

Viel schwieriger ist die Frage, woran ich erkenne, dass ein Therapeut gut ist. Die anzustrebende "tragfähige therapeutische Beziehung" ist durch den "Rapport" gekennzeichnet. Damit ist der fortwährende emotionale Austausch zwischen Therapeut und Klient gemeint in dem Sinne, dass der Klient nicht "nur erzählt", sondern mit den Erzählungen auch Gefühlszustände bei sich selbst erfährt und diese ausdrücken kann; bei den meisten Verfahren im Gespräch, also verbal, bei einigen Verfahren auch durch künstlerische Gestaltung oder Bewegung. Ob diese Art der Kommunikation möglich ist, hängt letztendlich hauptsächlich von der ganz persönlichen "Stimmung" ab.
Psychologische Psychotherapeuten bieten zu diesem Zweck die sogenannten "probatorischen Sitzungen" an, d. h. fünf Sitzungen, nach denen der Klient frei entscheiden kann, die eigentliche Therapie aufzunehmen oder einen anderen Therapeuten zu suchen. Heilpraktiker für Psychotherapie können (müssen aber nicht!) eine kostenfreie oder kostenreduzierte Erstsitzung anbieten, um die persönliche "Passung" auszuprobieren.

Es kommt auf das Vertrauensverhältnis an

Psychotherapie ist ein sehr persönlicher Prozess. Sämtliche Forschungen zur Qualitätssicherung können immer nur Annäherungswerte abbilden, da jeder Mensch einzigartig ist, sowohl der Klient als auch der Therapeut. Standardisierte "Grundsätze" hinsichtlich dieser Passung können nicht funktionieren. Bei psychologischen Psychotherapeuten kann der Klient eine langjährige und zertifizierte Ausbildung voraussetzen; die Frage, wie dieser Therapeut vom Klienten "empfunden" wird, wird damit allerdings nicht beantwortet. Genauso kann ein Heilpraktiker für Psychotherapie ein großes Talent hinsichtlich des Einfühlungsvermögens besitzen, jedoch Grundlagen des psychotherapeutischen Prozesses vernachlässigen.
Zusammenfassend kann sich der Klient auch folgende Fragen stellen:
  • Ist mir der Therapeut sympathisch, fühle ich mich gut aufgehoben? Kann ich ein Vertrauensverhältnis aufbauen?
  • Kann der Therapeut sich, seine Qualifikation und seine Arbeitsweise schlüssig darstellen?
  • Welchen Verlauf der Therapie kann der Therapeut in Aussicht stellen?
  • Welche Möglichkeiten habe ich als Klient, "einzugreifen" und Fragen oder Kritik zu äußern?
Im Gegenzug sollten folgende Verhaltensweisen des Therapeuten bedenklich stimmen:
  • unglaubwürdige Heilversprechen ("dieses Verfahren hilft immer bei Ängsten", "durch Hypnose haben Sie keine Entzugserscheinungen", "Der Erfolgsaussicht ist größer als 90%", "Geld-Zurück-Garantie")
  • hoher Wortanteil des Therapeuten (Klient "kommt nicht zu Wort")
  • kein Nachweis einer Heilerlaubnis und einer qualifizierten Ausbildung
  • Bagatellisieren ("das ist nicht so schlimm", "stört Sie das wirklich?")
  • Überhören von Kritik und Wünschen des Klienten
  • persönliche Äußerungen ("bei mir ist das immer so und so")
Aufgrund des Heilmittelwerbegesetzes ist es allen Therapeuten grundsätzlich untersagt, mit Heilversprechen oder verheißungsvollen Ergebnissen zu werben und auch Patientenaussagen bzw. -meinungen zu veröffentlichen. Auch, wenn ein potentieller Klient dies begrüßen würde, ist bei solchen Auftritten grundsätzlich abzuraten, da die Grundlagen therapeutischer Arbeit hier offensichtlich vom Therapeuten nicht verstanden bzw. angenommen werden.

Therapeut-Klienten-Beziehung: Begnung von zwei Menschen

Jeder Mensch ist einzigartig - ein Individuum. Das gilt für den Klienten, aber auch für den Therapeuten! Insofern ist auch jede Begegnung von zwei Menschen einzigartig und läßt sich in ihrer therapeutischen Ausgestaltung nur sehr bedingt "vorhersagen". Die Grundsätze zur therapeutischen Qualität hinsichtlich der Kombination von Qualifikation und persönlichem Eindruck scheinen immer noch zielführend zu sein, um ein hilfreiches therapeutisches Arbeitsbündnis einzugehen.




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