Ich möchte mit meinem Vater gemeinsam das transgenerationale Trauma bearbeiten
Suchender (m, 32) aus Karlsruhe: Liebes Psychomeda Team,
Mein türkischer Vater kam mit 5 Jahren nach Deutschland und erlebte dort durch die Vernachlässigung seiner beiden immigrierten Eltern viele Traumata. Seelische als auch sexuelle. Durch das Nicht-Verarbeiten dieser Erfahrungen und den angestauten unterdrückten Emotionen ist er mittlerweile schwerkrank. Ich bin als Scheidungskind (10 Jahre alt) nicht minder betroffen von den Spätfolgen aus seiner Kindheit, die meine Kindheit beeinflussten.
Mittlerweile ist er 55 Jahre alt und hat vieles selbst schon begriffen und auch angefangen, sich und seine Taten zu hinterfragen. Dennoch ist es noch ein langer Weg für ihn und mich. Ich würde gerne mit ihm zusammen eine 'Familientherapie' machen, mit dem Ziel, dass er regelmäßig alleine zu einem Therapeut geht und sich helfen lässt. Hier bräuchte ich dringend Orientierungshilfe.
Stichwörter:
- Traumata (seelisch/sexuell)
- Migration / Psychosoziale Folgen
- Scheidung
- Körpertherapie
- Vater-Sohn
Nach was für einem Therapeuten (privat/gesetzlich/selbstzahler ist egal) sollte ich hier Ausschau halten?
Wie sollte man am Besten vorgehen?
Erst zusammen zu persönlich zu einer Beratungsstelle gehen und ein unverbindliches Gespräch führen?
Sollte der Therapeut auch ein Mann sein?
Am besten mit Migrationshintergrund (Türkei!)?
Ich freue mich auf eure Antwort!
Mein türkischer Vater kam mit 5 Jahren nach Deutschland und erlebte dort durch die Vernachlässigung seiner beiden immigrierten Eltern viele Traumata. Seelische als auch sexuelle. Durch das Nicht-Verarbeiten dieser Erfahrungen und den angestauten unterdrückten Emotionen ist er mittlerweile schwerkrank. Ich bin als Scheidungskind (10 Jahre alt) nicht minder betroffen von den Spätfolgen aus seiner Kindheit, die meine Kindheit beeinflussten.
Mittlerweile ist er 55 Jahre alt und hat vieles selbst schon begriffen und auch angefangen, sich und seine Taten zu hinterfragen. Dennoch ist es noch ein langer Weg für ihn und mich. Ich würde gerne mit ihm zusammen eine 'Familientherapie' machen, mit dem Ziel, dass er regelmäßig alleine zu einem Therapeut geht und sich helfen lässt. Hier bräuchte ich dringend Orientierungshilfe.
Stichwörter:
- Traumata (seelisch/sexuell)
- Migration / Psychosoziale Folgen
- Scheidung
- Körpertherapie
- Vater-Sohn
Nach was für einem Therapeuten (privat/gesetzlich/selbstzahler ist egal) sollte ich hier Ausschau halten?
Wie sollte man am Besten vorgehen?
Erst zusammen zu persönlich zu einer Beratungsstelle gehen und ein unverbindliches Gespräch führen?
Sollte der Therapeut auch ein Mann sein?
Am besten mit Migrationshintergrund (Türkei!)?
Ich freue mich auf eure Antwort!
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Lieber Suchender,
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Es berührt mich, wie einfühlsam Sie die Traumadynamik in Ihrer Familie beschreiben und motiviert sind, mit Ihrem Vater zusammen eine Familientherapie durchführen möchten.
Es ist sinnvoll, dass sie zunächst gemeinsam eine interkulturelle Familienberatungsstelle - eventuell bereits mit Traumaberatungsschwerpunkt - aufsuchen und sich dort beraten lassen. Für Ihren Vater kann es hilfreich sein, eine professionelle Einschätzung/ Meinung von außen zu hören. Vielleicht kann man Ihnen dort bereits Therapeuten empfehlen und begleitend eine weiterführende Beratung anbieten.
Bezüglich einer Einzeltherapie würde sich sicherlich ein türkischstämmiger, männlicher Therapeut für Ihren Vater als günstig erweisen. Entscheidend ist jedoch vielmehr, ob Ihr Vater Vertrauen zum Therapeuten aufbauen kann.
Es gibt Traumatherapiemethoden, die zum Teil sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Nicht jede Methode eignet sich für jeden Klienten. EMDR und PITT (Traumatherapie nach Reddemann) sind z.B. sehr gängige Verfahren, die meist von Psychotherapeuten ausgeübt werden, die mit den Kassen kooperieren.
Ich würde Ihnen Somatic Experiencing (SE) nach Dr. Peter Levine empfehlen, eine Traumabewältigungsmethode, die einen körperorientierten Ansatz hat und durch ihre extrem kleinschrittige Vorgehensweise Retraumatisierungen vermeidet.
Die Bearbeitung des Traumainhalts steht dabei nicht unbedingt im Vordergrund, sondern die Auflösung gespeicherter Traumaenergie im Nervensystem. D.h. nicht, dass die Geschichte außen vorbleibt, aber um mit SE zu arbeiten, ist es nicht notwendig, detailliert inhaltlich einzusteigen, wenn die Traumaaktivierung anfangs meist noch zu stark ist. SE wird als Verfahren nicht von der Kasse finanziert.
Ihre Beziehung zu Ihrem Vater ist von sehr Mitgefühl getragen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ihnen gemeinsam gelingt, die transgenerationale Weitergabe vom Trauma in ihrer Familie aufzulösen, vielleicht sogar noch weiter zeitlich rückwirkend, als bislang gedacht.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen Anregungen geben, die Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.
Viele Grüße
Anke Wagner
Heilpraktikerin f.Psychotherapie
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Es berührt mich, wie einfühlsam Sie die Traumadynamik in Ihrer Familie beschreiben und motiviert sind, mit Ihrem Vater zusammen eine Familientherapie durchführen möchten.
Es ist sinnvoll, dass sie zunächst gemeinsam eine interkulturelle Familienberatungsstelle - eventuell bereits mit Traumaberatungsschwerpunkt - aufsuchen und sich dort beraten lassen. Für Ihren Vater kann es hilfreich sein, eine professionelle Einschätzung/ Meinung von außen zu hören. Vielleicht kann man Ihnen dort bereits Therapeuten empfehlen und begleitend eine weiterführende Beratung anbieten.
Bezüglich einer Einzeltherapie würde sich sicherlich ein türkischstämmiger, männlicher Therapeut für Ihren Vater als günstig erweisen. Entscheidend ist jedoch vielmehr, ob Ihr Vater Vertrauen zum Therapeuten aufbauen kann.
Es gibt Traumatherapiemethoden, die zum Teil sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Nicht jede Methode eignet sich für jeden Klienten. EMDR und PITT (Traumatherapie nach Reddemann) sind z.B. sehr gängige Verfahren, die meist von Psychotherapeuten ausgeübt werden, die mit den Kassen kooperieren.
Ich würde Ihnen Somatic Experiencing (SE) nach Dr. Peter Levine empfehlen, eine Traumabewältigungsmethode, die einen körperorientierten Ansatz hat und durch ihre extrem kleinschrittige Vorgehensweise Retraumatisierungen vermeidet.
Die Bearbeitung des Traumainhalts steht dabei nicht unbedingt im Vordergrund, sondern die Auflösung gespeicherter Traumaenergie im Nervensystem. D.h. nicht, dass die Geschichte außen vorbleibt, aber um mit SE zu arbeiten, ist es nicht notwendig, detailliert inhaltlich einzusteigen, wenn die Traumaaktivierung anfangs meist noch zu stark ist. SE wird als Verfahren nicht von der Kasse finanziert.
Ihre Beziehung zu Ihrem Vater ist von sehr Mitgefühl getragen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ihnen gemeinsam gelingt, die transgenerationale Weitergabe vom Trauma in ihrer Familie aufzulösen, vielleicht sogar noch weiter zeitlich rückwirkend, als bislang gedacht.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen Anregungen geben, die Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.
Viele Grüße
Anke Wagner
Heilpraktikerin f.Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller: 
Vielen Dank für die Rückmeldung. Jetzt weiß ich was der nächste Schritt sein wird. Von SE und PITT habe ich vorher noch nichts gehört, klingt passend.
Vielen Dank für die Rückmeldung. Jetzt weiß ich was der nächste Schritt sein wird. Von SE und PITT habe ich vorher noch nichts gehört, klingt passend.
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