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Kann ich meinem kiffenden Freund helfen?

Alena (w, 23) aus Hamburg: Hallo,
ich mache mir zur Zeit sehr Sorgen um meinen Freund, 30 Jahre alt. Er kifft schon seit vielen Jahren, in letzter Zeit übertrieben viel. In wie weit verändert der Konsum ihn genau? Er ist sehr träge und bequem. Er wohnt allein, und in seiner Wohnung sieht es nicht nur unordentlich, sondern auch dreckig aus. Er isst unregelmäßig, oft gar nichts, kauft sich wenn nur Süßigkeiten. Er unternimmt kaum etwas mit Freunden. Ich finde keinerlei Zugang mehr zu ihm. Körperliche Nähe sowie Sex gibt es auch länger nicht mehr. Er ist mir gegenüber total unaufmerksam.
Er meint, das Kiffen gehört zu ihm und ich muss ihn so nehmen wie er ist. Aber es kann doch nicht gut sein, wenn er den ganzen Tag nur Zuhause sitzt und sich einen Joint nach dem anderen anzündet. Er ist zur Zeit auch sehr depressiv. Ich mache mir nun sehr Sorgen, würde ihm gerne helfen, ihm Lebensmut und Freude bringen. Er versteht sich gut mit seiner Mutter, sie weiß jedoch rein gar nichts von seinem Konsum, soll es auch nicht wissen. Aber vielleicht hätte sie den nötigen Einfluss auf ihn? Nur, wenn ich ihr das verrate, bin ich wohl unten durch bei ihm. Wie hilft man am besten so einer Person? Ist ihr überhaupt zu helfen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Alena,

danke für Ihr Vertrauen. Sie fühlen sich schlecht angesichts Ihres Freundes und seines Verhaltens. Das ist gut verständlich und auch die Ohnmacht, die Sie spüren, weil Sie ihm genre helfen würden und feststellen, dass das gar nicht so einfach ist.

Mich bewegen gerade mehrere Gedanken. Ihr Freund ist 30 Jahre alt und erwachsen, somit für sich selbst verantwortlich, so hart das für Sie jetzt auch klingen mag. Es ist bewiesen, dass Kiffen ein sogenanntes 'Amotivationssyndrom' verursacht. Das kann ich nun aus der Ferne nicht einfach diagnostizieren, es spricht aber einiges dafür, nämlich dass er träge und bequem und nicht mehr in der Lage ist, sich und die Wohnung sauber zu halten. Ich schicke Ihnen einen Link für mehr Info mit.
Den Grund für seinen erhöhten Konsum kenne ich nicht, aber es kann irgendein Auslöser gewesen sein, der zusätzlich nun noch Depressionen verursacht. Diese aber können wiederum entstehen durch das Kiffen. Sie sehen es ist ein Teufelskreis.

Dass Sie unter der Situation besonders leiden, ist klar. Ich frage mich nur, was hält Sie bei einem Mann, der schon jahrelang Suchtverhalten zeigt und wenig Persepktiven hat bzw. sich keine schafft? Was erwarten Sie von dieser Beziehung? Lieben Sie ihn oder sehen Sie sich als Retterin, fühlen Sie sich verantwortlich? Wurden Sie vielleicht so erzogen, sich immer und für jeden verantwortlich zu fühlen? Ihnen geht es schlecht, wenn es ihm schlecht geht. Sie können das verständlicherweise kaum aushalten und wollen nun unbedingt sein Leben verändern und ihm Freude und Zuversicht bringen, auch damit es ihnen wieder besser geht. Letztendlich ist das aber, so leid es mir tut, vergebliche Liebesmüh, so lange er selbst das nicht will. Sie befinden sich in der undankbaren Lage der Co-Abhängigen und können nur sich selbst daraus befreien, ihn aber nicht gegen seinen Willen.

Ob Sie der Mutter etwas sagen sollen oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Womöglich stürzen Sie die Mutter ins Unglück, oder sie weiß es schon und tut nur als ob nicht....

Sie haben geschrieben und es geht um Sie. Ich denke, es wäre sinnvoll, sich an eine Beratungsstelle für Suchtkranke zu wenden. Dort gibt es immer auch anonyme Gruppen für Angehörige von Süchtigen. Dort können Sie sich einmal aussprechen und Erfahrungen mit anderen Betroffenen austauschen. Z.B.:

http://www.sonderglocke.de/suchtberatung/hamburg/hamburg.html

oder

http://www.hamburg.de/branchenbuch/hamburg/10238751/n0/

Ebenso rate ich Ihnen, einige Stunden Therapie zu nehmen, vorzugsweise bei einem privaten Therapeuten. Das ist zwar selbst zu zahlen, aber Sie bekommen schnell einen Termin. Das ist eine Möglichkeit, einmal Ihre Beweggründe zu beleuchten, sich in eine Beziehung ohne Perspektive zu begeben. Wo sind Sie in dem Dilemma? Wer fragt, wie es Ihnen geht? Sie sind nur für sich verantwortlich und sonst für niemanden. Erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, wird sich Ihr Freund behandeln lassen. Es ist sein Leben und er entscheidet eigenverantwortlich, was er damit macht. Ihnen bleibt die Entscheidung, was wollen Sie tun? Was erwarten Sie sich vom Leben und einer Partnerschaft?

Liebe Alena, ich wünsche Ihnen Mut und Klarheit und eine für Sie stimmige Entscheidung, die Ihnen eine Perspektive aufzeigt!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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