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Kommt es von der Borreliose, oder ist es ein Burnout?

Kaputti (m, 49) aus Regensburg:

Liebe Team,
seit meiner Neuroborrelios-Erkrankung 2007 bin ich nicht mehr derselbe. Ich habe ca. 2 Jahre benötigt, um wieder auf die Beine zu kommen. Meine Frau meine beiden Kinder hatten und haben mit mir eine sehr starke Belastung.

Nach einem erneutem Schub in 2010 und Belastung durch möglichen Arbeitsplatzverlust, wurden meine Symptome wieder schlimmer. Habe Anfang des Jahres eine neue Stelle, in einer anderen Branche gefunden, fühle mich aber dort teilweise überfordert und nicht mehr belastbar, denn ich bin erschöpft, benommen, aggressiv, habe wieder Schmerzen und habe das Gefühl meine Akkus nicht mehr aufladen zu können.

Jeder Tag ist mit Angst und Panikattacken ausgefüllt. Mache Fehler und habe Schwierigkeiten mich zu konzentrieren. Ich möchte am liebsten nicht mehr arbeiten, aber ich habe aber die Verantwortung für meine Familie.

Von meiner Ehefrau fühle ich mich unverstanden bzw. möchte ich sie und die Kinder nicht weiter belasten. Ich kann keine klaren Entscheidungen treffen. Vor der Borreliose war ich ein ausgeglichener Mensch. Meine Frage ist: 'Kommt das alles von der Borreliose oder ist es ehern ein Burnout. Ich weiss einfach nicht mehr was ich machen soll. Danke für Rat und Hilfe! Karlheinz

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo, lieber Karlheinz!
Vielen Dank, daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen, Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden Lebenslage zu zeigen.

Ihre so aufrichtige Darstellung Ihres äußerst belastenden Leidens, hat mich sehr berührt und an meine eigene Borreliose-Erkrankung erinnert, wo es mir ganz ähnlich ergangen ist und ich auch sehr darunter gelitten habe, daß Außenstehende so einen schwierigen Krankheitsverlauf meist gar nicht richtig nachfühlen können.

Um Ihr abschließende Frage, ob Ihre aktuellen Probleme von der Borreliose kommen oder mehr vom Streß, zuerst zu beantworten, so kann ich Ihnen sagen, daß es höchst wahrscheinlich beides ist.

Ein Borreliose kann man nicht so einfach ausheilen, sondern nur weitgehend zurückdrängen, denn die Borreliose-Bakterien verstecken sich ähnlich, wie die Herpesviren und halten sich still, solange das Immunsystem gut arbeitet, aber sobald man gestreßt ist, wenig Schlaf, aber dafür viele Sorgen und anderen Druck hat, leidet das Immunsystem, was auch sehr direkt an die seelische Stimmungslage gekoppelt ist und was dann oft einen erneuten Borreliose-Schub zur Folge hat.

Sie machen sich dazu noch einen unnötigen zusätzlichen Streß, indem Sie von sich mehr Leistung verlangen, als Sie mit gutem Gewissen schaffen könnten und weil Sie auch Ihren wahren Zustand vor Ihrem Arbeitgeber und Ihrer Familie zu verheimlichen suchen!

Typisch ist auch Ihr Gefühl, daß Sie Ihren Energie-Akku - nicht wie früher gewohnt - übers Wochenende auftanken können, sondern immer mehr in eine energetisches Defizit geraten.

Das ist ein ganz böser Teufelskreis, aus dem Sie umgehend ausbrechen sollten, wenn Sie nicht über kurz oder lang ganz ausfallen wollen und dann vielleicht für immer Arbeitsunfähig bleiben.

Zum Glück haben wir hier in Deutschland ja eine weltweit einzigartige soziale Absicherung, die von den wenigsten Menschen in seinem vollem Umfang ganz erkannte und schon gar nicht angemessen gewürdigt wird.

So können Sie sich z.B. bis zu eineinhalb Jahre Krank schreiben lassen und bekommen auch darnach noch Leistungen vom Arbeitsamt, oder können eine Rente für volle Erwerbsminderung beantragen. Außerdem beraten Sie die gut bezahlten Sozialpädagogen der freien Wohlfartsverbände kostenlose zu all diesen Leistungen und den vielen zusätzlichen Unterstützungs- und Beratungs-Möglichkeiten und helfen Ihnen auch beim Ausfüllen der Anträge.

Sie brauchen auch keine Angst vor dem Verlust Ihres Arbeitsplatzes zu haben, denn unter dem Druck der Verlustangst, verliert man ihn meistens nur sehr viel schneller und außerdem wird Ihre Familie durch Arbeitslosengeld, oder Rentenbezüge und manche Zusatzleistungen immer mehr als genug zum Leben haben, zumal Sie ja dann später - je nach Leistungsfähigkeit - auch noch einiges dazu verdienen dürfen.

Ein offenes Gespräch mit dem Arbeitgeber wäre sicherlich sinnvoll, besonders wenn Sie das Gefühl haben, daß Sie z.B. eine Halbtagsstelle sehr viel leichter und mit besserer Leistung verkraften könnten.

Aber vorher sollten Sie sich unbedingt noch einen längeren Kuraufenthalt verschreiben lassen, der Ihnen aufgrund Ihrer Erkrankung auf alle Fälle zusteht und dafür sollten wir auch dankbar sein, denn in der USA z.B. ist der Begriff der Kur, selbst bei den teuersten Krankenversicherungen völlig unbekannt.

Gehen Sie regelmäßig zum Arzt Ihres Vertrauens und lassen Sie alle Ihre Beschwerden dokumentieren, als wichtige Voraussetzung für einen baldigen Kuraufenthalt oder eine eventuell notwendige Frühberentung, denn schon der Gedanke, daß nicht verzweifeln müssen, könnten Sie sehr entlasten und Ihren bisherigen gefährlichen Teufelskreis in einen hoffnungsvollen Engelskreis in Richtung Gesundung herumdrehen!

Auch bei mir war es so, daß meine Familie, meine Krankheit und die damit verbundenen Ausfälle nur schwer verstehen konnte, aber durch meine offenes Bekenntnis und den gute Kontakt zu den Ärzten,konnte, ich sie letztlich überzeugen, zumal es ja heute auch gute, leichtverständliche Literatur über die Borreliose, deren Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Es gibt also auch in Ihrem Falle, lieber Karlheinz, gute Hoffnung, die Krankheit weitestgehendst zu überwinden, denn die langjährige Erfahrung der Borreliose-Gesellschaft besagt, daß die langfristige Besserungsrate sehr hoch ist, aber eben nur wenn man wirklich auf seinen Körper Rücksicht nimmt und jegliche Überlastung vermeidet. Allerdings ist immer mit Rückfällen und auch Neuinfektionen zu rechnen, doch es gibt einen guten Weg, sich dagegen mit eigenen Mitteln zu wappnen:

Stärken Sie Ihr Immunsystem in jegliche Weise! Das fängt schon einmal mit ausreichend Schlaf und gesundem Essen an, dazu kommen viel Bewegung an der frischen Luft und vor allem gute Laune und liebevolle menschliche Kontakte, auch außerhalb der Familie, z.B. bei einer Borreliose-Selbsthilfegruppe.

Mir persönlich haben z.B. ganz besonders die Kaltwasser-Anwendungen nach Pfarrer Kneipp geholfen und so bin ich zum Eisbader und Mitglied beim Kneipp-Verein geworden, nütze die Möglichkeit der Wechselduschen mit einem praktischen Kneipp-Gußrohr und springe auch im Winter voller Begeisterung in unseren Wildbach, so wie es auch die orthodoxen Russen zu Hl. Dreikönig tun, wo vom Säugling bis zur Uroma alles ins Eisloch springt.

Liebe Karlheinz, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei dem jetzt so notwendigen nächsten Schritt zum offenen Bekenntnis zu Ihrer wahren Befindlichkeit, damit Sie bald wieder echte, unbeschwerter Lebensfreude empfinden und Ihre neu erblühende Gesundheit und Leistungsfähigkeit in vollen Zügen genießen können!

Für heute Grüße ich Sie recht herzlich als Ihr
Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychologie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Schön zu sehen, dass man nicht allein mit diesen Problemen ist





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