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Ich fühle mich im Stich gelassen, nur weil ich was anderes will als meine Eltern

Nicole (w, 20) aus Düsseldorf: Sehr geehrtes Psychologen Team,
ich weiß nicht weiter. Seitdem mein Freund vor drei Wochen mich verlassen hat, fiel ich in ein tiefes Loch. Ich fühle mich alleine und hilflos. Die Freunde, die ich habe, sind zudem auch noch mit meinen Exfreund befreundet (gemeinsamer Freundeskreis) und ich möchte sie nicht mit meinen Problemen belasten. Ich fresse somit viel in mich hinein. Meine Eltern halten mir stattdessen nur Vorträge, dass ich meinen Exfreund nicht hinterherrennen soll und mischen sich somit in mein Leben ein. Statt mich in Ruhe zu lassen, meinen sie alles besser wissen zu müssen. Ich bin in der Hinsicht ein sehr sensibler Mensch. Und ich merke, wie sehr mir das zu schaffen macht. Was sie nicht wissen, mein vermeintlicher Exfreund will mich zurück und wir gehen es langsam an. Leider geht das nur heimlich, eine zunehmende Belastung. Falls sie wirklich was mitbekommen würden, wäre die Hölle los. Sie wären stinksauer auf mich und würden mir Vorwürfe machen. Meine Geschwister (ich bin die Älteste) fangen auch schon damit an-ich soll von meinen Exfreund Abstand nehmen, ihn in die Wüste schicken. Ich möchte mich so gerne durchsetzen und meine Eltern sollen für mich da sein und mir nicht das Gefühl geben, alles falsch gemacht zu haben und WEHE wenn ich den 'Fehler' noch einmal begehe, dann sind sie nicht für mich da und 'trösten' mich. Ich hab Angst, enttäuscht zu werden und alleine dazustehen. Würde mir so gerne den Schmerz von der Seele reden.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nicole,

ein Wechselbad der Gefühle, in dem Sie sich seit einiger Zeit befinden. Sie sind zu Recht enttäuscht von der Reaktion Ihrer Umwelt, denn Sie glaubten sich bisher von den Eltern verstanden. Es tut Ihnen weh, zu erkennen, dass Sie in Ihrer Befindlichkeit nicht akzeptiert werden.

Das ist ein Problem, das sich oft in dieser Form wiederfindet, dass Eltern nicht erkennen, dass ihr Kind erwachsen geworden ist und seine eigenen Erfahrungen machen muss. Wahrscheinlich wohnen Sie noch zu Hause, so dass die Angriffsfläche und die Möglichkeiten zur versuchten Beeinflußung noch größer sind. Die tiefere Ursache kann eine mangelnde Fähigkeit Ihrerseits sein, sich deutlich abzugrenzen und Ihre Wünsche und Meinungen nachhaltig zu vertreten. Das ist der Fall, wenn Eltern oder andere Bezugspersonen immer schon eher übergriffig waren und das Kind oder die Jugendliche nicht als eigenständige Person respektierten. Hinzu kommt unbewußte Angst und der Wunsch, dass es dem Kind doch wieder besser gehen möge, ein Unbehagen, das alles hinter sich zu lassen und sich nicht mehr damit befassen zu müssen. Und so wird zur für die Eltern und Geschwister vermeintlich einfachsten Lösung geraten, zur Trennung, damit das Problem endlich verschwindet.

Wichtig für Sie ist, zu erkennen, dass das die Meinung Ihrer Eltern und Geschwister ist, die mit Ihrer Befindlichkeit nichts zu tun hat. Sie spüren genau hin und das ist das Gute, Sie wissen, was Sie möchten und folgen Ihrem Gefühl. Es wäre an der Zeit, dass Sie mal auf den Tisch hauen, ich sage das absichtlich so bildlich, und sich abgrenzen. Ich kann mir vorstellen, dass auch Sie es schlecht ertragen können, wenn Ihre Eltern Ihnen Vorwürfe machen und Sie quasi erpressen: Zuwendung gegen Wohlverhalten. Ist das ein Muster, das Sie kennen? Dieses sich Durchsetzen und die Reaktion der anderen auszuhalten, das ist es, was Sie brauchen, um ein für alle mal sich Respekt zu verschaffen und bei sich zu bleiben.

Ich kenne Ihre Gesamtsituation nicht, aber eine räumliche Trennung könnte eine Besserung der Situation herbeiführen. Sie nabeln sich dann auch äußerlich ab und entziehen sich so etwas dem Einfluß Ihrer Familie. Sie haben alles Recht der Welt, Ihr Leben so zu gestalten, wie Sie es möchten und für gut befinden. Sollte das mit dem Auszug so schnell nicht möglich sein, rate ich Ihnen zu einigen Stunden Therapie, wie Sie sich besser behaupten und abgrenzen können. Sie erkennen Verhaltensmuster und eingefahrene Reaktionen und können diese aufbrechen und verändern.

Ich wünsche Ihnen Kraft, Mut und Durchsetzungsvermögen, sowie eine gedeihliche neue Beziehung zu Ihrem Freund.

Viele Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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