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Kinder in Trennungssituation

clavicula (w, 43) aus aachen: Nach mehrjährigem mentalen Hin-und-her bezüglich Trennung, sehe ich mich nun gezwungen, diesen schwierigen Schritt zu wagen. Mein Mann nimmt eine passive Haltung ein, hält mich nicht zurück, will aber auch nicht ausziehen, so daß ich für mich und die Kinder eine neue Wohnung suchen werde. Es wird also eine Übergangssituation geben, bis ich was passendes und bezahlbares gefunden habe. Die Kinder sind 9 und 8 Jahre alt, soll ich sie jetzt bezüglich meiner Pläne aufklären und u. U. wochenlang dem 'Übergang' aussetzen oder versuchen, wie bis jetzt weiter zu machen und erst, wenn ich konkret weiß, wann und wohin, mit ihnen reden?

LG, Clavicula

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe clavicula,

Ihre Zuschrift klingt bereits sehr reflektiert und durchdacht. Die Trennung von Ihrem Mann, der Auszug, der Verbleib der Kinder - alles scheint bereits gut antizipiert zu sein.

Ihre Sorge um die Kinder kann ich gut verstehen, doch meine Empfehlung lautet: beziehen Sie Ihre Kinder wirklich sofort in Ihre Planungen mit ein! Es ist ein weit verbreiteter Glauben von Eltern in Trennung, die Kinder 'schützen' zu wollen, die Familie 'nicht kaputtmachen' zu wollen etc. Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um eine sogenannte Projektion: Die eigenen - unbewußten - Ängste vor dem Umbruch werden auf die Kinder projiziert, und indem versucht wird, die Kinder zu 'schützen', wird der - untaugliche - Versuch unternommen, die eigene Seele vor der eigenen Angst zu schützen.

Kinder sind sehr verständig, gerade im Alter der Ihren. Sie brauchen weder sich noch Ihren Mann anzuklagen oder zu beschuldigen, sondern erklären Sie Ihren Kindern, daß Erwachsene manchmal Abstand voneinander brauchen. Vermitteln Sie ihnen, daß Ihnen der Schritt schwerfällt und daß Sie wissen, daß Sie Ihren Kindern viel abverlangen, daß Sie aber an ihrer Seite stehen und sie lieben. Bagatellisieren Sie bitte nicht, d. h. sagen Sie nicht 'ist alles nicht so schlimm'. Ein solcher 'Übergang', wie Sie es beschreiben, IST schlimm für Kinder, aber Kinder verdienen auch Ehrlichkeit und Offenheit. Überdies haben Kinder meist sehr 'feine Antennen' für die Stimmungen und Abläufe ihrer Umgebung, auch, wenn sie die Vorgänge nicht genau beschreiben können.

Wenn Sie Ihre Kinder im unklaren lassen, riskieren Sie am ehesten, daß sie die Abläufe wahrnehmen und aufgrund mangelnder innerer Distanz auf sich beziehen, d. h. daß Ihre Kinder eine Art 'Komplex' entwickeln, an Ihrer Trennung 'schuld' zu sein.

Wenn irgendwie möglich, planen Sie ein 'Familiengespräch' mit allen Beteiligten, auch Ihrem Mann! Wenn Sie Angst haben, daß dies eskalieren könnte, konsultieren Sie einen Mediator oder Therapeuten (vllt. auch familien- oder systemisch orientiert), der das Gespräch begleitet und moderiert. Trennungen in Familien sind keine Seltenheit, je offener und emotionaler damit umgegangen wird - von allen Beteiligten! - desto größer die Chancen, stabil einen Neuanfang zu erleben!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
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