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Ich fürchte das meine Kinder eine bipolare Störung bekommen

Claudia (w, 38) aus Stuttgart: Hallo,
ich bin nach langen Wirren und Unsicherheiten zu dem Ergebnis gekommen, dass ich vermutlich eine bipolare Störung habe - ebenso wie wahrscheinlich meine Mutter und meine Schwester. Wir drei sind allerdings nicht im engeren Sinne 'lebensunfähig', sondern eher noch tolerierbar auffällig; wir verbergen uns recht geschickt. Keiner von uns war oder ist damit in Behandlung (soweit ich weiß).
Nun habe ich zwei Söhne (Grundschulalter) und die Befürchtung, dass auch bei ihnen eine BP Störung vorliegen oder sich entwickeln könnte. Weder möchte ich die beiden voreilig zum Psychiater schicken oder 'normale' Verhaltsweisen als krank abstempeln, noch möchte ich eine Chance, bei echten Problemen zu helfen, ungenutzt verstreichen lassen. Immerhin bemühe ich mich nun bewusst, den beiden vorzuleben, dass man bei starken (negativen) Gefühlen nicht die Kontrolle über sich verlieren und einen konstruktiven Ausweg finden sollte.
Wenn einer der beiden deutlich auffällig würde, würde ich darauf sicherlich reagieren; meine Angst zielt eher in die Richtung, dass die beiden - so wie ich - still und unauffällig vor sich hinleiden, ohne dass dies Außenstehenden oder mir selbst auffällt. Vor allem, wenn die Pubertät ansteht, werde ich es schwer haben, zwischen 'normal' und 'unnormal' unterschieden zu können.
Was kann ich tun? Bei welchen 'unauffälligen' Symptomen sollte ich hellhörig werden?
Gruß
C.Z.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo liebe Claudia,

zunächst einmal finde ich es klasse von Ihnen, wie sehr Sie Sorge um die Entwicklung Ihrer Kinder tragen. Desweiteren hört sich Ihre Einstellung bzw. weitere Vorgehensweise sehr durchdacht und vor allem sehr vernünftig an.
Ob Sie tatsächlich eine bipolare Störung haben, kann ich Ihnen selbstverständlich nicht beantworten, dahin ging ja auch Ihre Frage nicht.
Nun ist es alledings so, daß ich bei Eigen- bzw. Selbstdiagnosen eher dazu geneigt bin, skeptisch zu hinterfragen ob es denn tatsächlich um die gemutmasste Störung geht.
Das liegt zum einen daran, daß gleichartige Symptome unterschiedliche Störungen als Ursache haben können, zum anderen auch an der besondere Wahrnehmung, der wir Menschen unterliegen. D.h. in dem Augenblick wo der Mensch zb. eine Krankheit vermutet, könnte sich die gesamte Aufmerksamkeit auf die Symptome richten, die genau diese Krankheitsvermutung bestätigen.
Sie haben gut recherchiert und herausgefunden, daß das Erkrankungsrisiko einer bipolaren Erkrankung umso höher ist, je höher die familiäre Belastung ist.
Die Erkrankung selber manifestiert sich meist zwischen dem 20 und 40 Lebensjahr und ist durch einen Wechsel zwischen depressiven Phasen und manischen Phasen gekennzeichnet. Zwischen diesen Phasen finden sich auch krankheitsfreie Intervalle.
Nun fragen Sie nach „unauffälligen“ Symptomen anhand derer Sie dann hellhörig werden sollten und Ihre Kinder beim Psychiater vorstellig werden sollten.
Ich kann Ihre Angst wirklich sehr gut nachempfinden, möchten Sie doch immerhin Ihrer Kinder davor schützen, so still und unauffällig vor sich hinzuleiden, wie Sie es selber erleben.
Heutzutage ist sich die Psychologie zwar größtenteils einig darüber, daß Depressionen Störungen des Neurotransmitterhaushaltes zu Grunde liegen. Auf der anderen Seite erlernen Kinder Verhaltensmuster, indem sie zum Beispiel Verhaltensweisen der Bezugspersonen beobachten und übernehmen. Und da sind Sie selber ja schon auf einen guten Weg, Ihren Kindern konstruktive Möglichkeiten vorzuleben.

Und hier liebe Claudia fängt dann auch mein Rat an, leben Sie Ihren Kindern weiter vor, wie es ist Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Es gibt sehr gute Therapiemöglichkeiten der bipolen Störung, wobei sich die Psychotherapie an Begriffen wie Sicherheit, Mut, Initiative und Geduld orientiert.
Alles Eigenschaften, die Sie Ihren Kindern vorleben können, um ihnen einen guten weiteren Start ins Leben zu ermöglichen.

Sie sollten insofern bitte Ihre Eigendiagnose durch einen Arzt abklären lassen und dann dementsprechend handeln.

Ich wünsche Ihnen den Mut und die Stärke, die richtige Entscheidung für Ihre Familie zu treffen.

Mit freundlichen Grüssen

Angela Eichler
Heilpraktikerin (Psychotherapie)
Bewertung durch den Fragensteller:
sehr freundlich geschrieben, inhaltlich sicherlich richtig





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