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Nach 3 Jahren Trennung noch Familienausflüge mit Kind und Ex

Edda (w, 32) aus Osnabrück: Hallo,

ich habe einen Freund, der einen 10-jährigen Sohn hat. Seit ca. 2 Wochen weiß er, dass ich mehr für seinen Papa bin, als 'nur' die Frau, mit der er sich sms´en schreibt und telefoniert. Seitdem ist der Junge völlig neben der Spur, weint ständig, weil Papa eine Freundin hat. Dazu sei gesagt, dass mein Freund seit 3 Jahren von seiner Ex getrennt lebt. Er tut ALLES für seinen Sohn. Da liegt in gewisser Weise meine Frage: wie viel Kontakt tut dem Jungen mit Vater UND Mutter gut? Ich finde immer, es wird ihm suggeriert, Mama und Papa kommen irgendwann wieder zusammen...Sind gemeinsame 'Familienausflüge' sinnvoll? So etwas tut nicht nur mir weh, sondern ich glaube, der Sohn versteht dann einfach nicht, dass Papa wieder geht...
Leider ist die Mutter des Kindes alles andere als kooperativ und legt sofort den Hörer auf, wenn‘s schwierig wird etc. Sie ist cholerisch und lässt an meinem Freund ihre Launen aus, angeblich bekommt der Sohn das nicht mit. Ich glaube aber schon...
Meinen Sie, in dieser Situation wäre es ratsam den Jungen kennenzulernen oder sollten wir damit noch warten? Manchmal meine ich, er möchte zu meinem Namen einfach mal endlich ein Gesicht kennenlernen. Ich weiß es nicht...

VG
Edda

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Edda,

Kinder brauchen beide Eltern. Wenn der Sohn heute 10 Jahre alt ist, hat er die Trennung vor 3 Jahren zwar schon bewusst erleben können, aber sicher nicht verstanden. Anscheinend haben die Eltern einen gemeinsamen Weg versucht, der die Trennung etwas verschleiert hat. Wenn ich es richtig verstanden habe, lebt der Sohn bei seinem Vater, und wenn die drei gemeinsame Ausflüge machen, bleibt in dem Sohn vermutlich ein Funken Hoffnung, dass es wieder so werden könnte wie früher. Andererseits zeigt der Vater damit, dass er die Mutter auf eine Weise noch achtet, und das ist besser für das Kind, als eine Situation, in welcher der Partner abgewertet würde, denn solch eine Abwertung eines Elternteils ist für das Kind noch schwerer zu ertragen.

Wie es ist, wenn die drei unterwegs sind, wissen Sie vielleicht aus den Erzählungen Ihres Freundes. Wird da unterschwellig oder offen weiter an den Themen gearbeitet, die zur Trennung geführt hatten, oder können die Beiden das ausblenden. Vielleicht erlebt es der Sohn anders, aber ich denke wie Sie, dass er die Angriffe der Mutter weitgehend mitbekommt – bei Ausflügen wie auch sonst. Von daher ist es sicher besser, dass der Sohn beim Vater lebt. Sie vermuten, dass es besser wäre, wenn es keine gemeinsamen Ausflüge gäbe. Dem kann ich nur zustimmen.

Grenzen setzen ist wichtig. Und wenn Sie schreiben, der Vater täte ALLES für seinen Sohn, finde ich das bedenklich. Mit 10 Jahren kann man schon viel selbst tun und auch lernen, mit Frustrationen umzugehen. Wenn der Vater nach 3 Jahren Trennung eine neue Partnerin gefunden hat, kann der Sohn lernen, dass dies die Sache des Vaters ist, dass es den Sohn eigentlich nichts angeht, und dass er dadurch seine Mutter nicht verliert. Die bleibt immer für ihn da, und vielleicht ist das auch eine gute Situation, um die Besuchs- und Ausflugsregeln neu zu ordnen.

Wenn es nun konkret um Ihre Rolle geht, Edda, so geht es eher um die Frage, ob Sie den Jungen jetzt kennenlernen wollen. Wie lange sind Sie schon ein Paar? Sind Sie sich sicher, dass diese Beziehung von Dauer sein soll? Falls ja, wäre ein guter Kontakt zu dem Jungen für alle Beteiligten günstig - und der weiß vermutlich schon viel länger von Ihnen als Sie denken und ist sicher neugierig darauf, Sie zumindest mal zu sehen, um Klarheit zu haben. Nur sollten Sie sich klar machen, dass Sie keine Mutter für den Jungen sein können, sondern immer nur die Freundin von Papa. In dieser Rolle können Sie genauso wichtig sein, wie eine Lieblingslehrerin, oder Sie werden einfach als das akzeptiert, was Sie sind: die Frau, die der Papa liebt und gern um sich hat.

Es wäre wichtig, dass Sie eine gemeinsame Linie mit Ihrem Freund finden. Er ist und bleibt der Vater und muss entscheiden, was für seinen Sohn das Beste ist. Ihre Wünsche sind auch wichtig. Gemeinsam werden sie eine gute Lösung für sich und den Jungen finden.

Alles Gute für Sie
Kai Pinnow
Bewertung durch den Fragensteller:





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