Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Mein Partner bekommt immer wieder heftige Wutanfälle

Roti86 (w, 26) aus Bocholt: Hallo liebes psychomeda-Team,

ich habe ein großes Problem in meiner Beziehung mit meinem Freund. Er hat ca. 1 - 2 mal im Monat einen sehr extremen Wutanfall, der bis dahin geht, dass er mich hart anpackt und sogar mit Gewalt droht.

Wir sind seid fast 4 Jahren zusammen, haben ein Haus gebaut und pflegen zu 95 % eine gute Beziehung. Wir verbringen gerne Zeit gemeinsam und können über unsere alltäglichen Dinge gut sprechen. Wären da diese Wutausbrüche nicht, ist unsere Beziehung sehr gut.

Seine Wutanfälle entstehen meist aus Kleinigkeiten. Er meint, er würde beispielsweise zu viel alleine im Haushalt machen müssen, während ich vor ihm stehe und gerade am putzen bin?! ER steigert sich dann immer weiter rein und wirft mir Dinge an den Kopf die völlig sinnlos sind. Bis es zu einem Punkt 'of no return' kommt. Er wird laut und wird immer wütender um so mehr ich weine und Angst vor ihm bekomme.

Jedes Mal meint er dann die Beziehung zu beenden. In der Regel gehen wir uns dann aus dem Weg für einige Stunden. Wenn ich wieder komme, ist er immer noch wütend und nicht einsichtig. Wenn ich dann anfange meine Sachen zu packen, nimmt er mich in den Arm und 'alles soll wieder gut sein'. Entschuldigen kann er sich nur für den harten Griff. Sonst bin ich für ihn ja schon noch die Schuldige. Über den Streit können wir leider überhaupt nicht sprechen.

Ich hatte auch schon mal eine Paartherapie o.ä. vorgeschlagen. Für ihn völlig indiskutabel. Denn 'er' ist ja schließlich nicht Schuld!


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe ratlose Roti86,

ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Sie beschreiben Ihre Partnerschaft zu 95% als gut, können über die alltäglichen Dinge gut reden und kommen an sich gut miteinander aus. Was mir auffällt, sind die 'alltäglichen' Dinge, über die Sie reden können, also alles, was so anfällt, was zu regeln oder zu erledigen ist, was nicht so großes Gewicht hat.

Über Ihre Beziehung und die Ausfälle Ihres Freundes können Sie jedoch nicht reden und das ist das Gewichtige daran. Sie schreiben, je mehr Sie weinen und sich fürchten vor ihm, um so wütender wird er. Und dann soll alles wieder gut sein und Sie sind aber schuld.

In einer Partnerschaft geht es bei Problemen nicht um Schuld, sondern um Beziehungserfahrungen und alte Verletzungen, unbewußte Gefühle, die immer wieder ebenso unbewußt durch irgendetwas 'angetriggert' werden und dann zu Situationen wie bei Ihnen führen. Hinter großer Wut steckt oft eine große Trauer und die Unfähigkeit, sich auszudrücken, zuerst einmal überhaupt das Gefühl zu spüren. So wird es mit einem anderen Gefühl ausgedrückt und ich kann mir vorstellen, dass Ihr Freund so etwas von früher kennt. Vielleicht erlebte er ähnliche Situationen im Elternhaus, kann evtl. mit möglicher Angst und Trauer nicht adäquat umgehen und versucht, die Dinge auf seine Weise zu lösen.

Ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen Angst macht, immer wieder aus heiterem Himmel diese Wutanfälle zu erleben, noch dazu führt die Angst dazu, dass Sie womöglich anfangen, sich unfrei und gelähmt zu fühlen, weil Sie ja nie wissen, was zu den Ausfällen führt und wann der nächste kommt.

Eine Paartherapie wäre schon gut, auch eine Einzeltherapie für Ihren Freund als Einstieg. Jedoch, Sie haben es schon bemerkt, es gehört Einsicht dazu und es ist immer einfacher, die 'Schuld' auf den anderen zu schieben und sich damit von der Verantwortung für das eigene Handeln zu lösen. So bleibt Ihnen nur der Weg, für sich selbst zu handeln. Da Sie ja auch ein Haus zusammen gebaut haben, hängt einiges an der Beziehung, aber Sie sollten darüber nachdenken, wie es weitergehen kann für Sie, ob materielle Aspekte den Beziehungsstress aufwiegen.

Gehen Sie in sich und spüren Sie genau nach, was Sie fühlen, wollen und erwarten. Sprechen Sie dann mit Ihrem Partner ernsthaft unter vier Augen, auf neutralem Boden, vielleicht bei einem Essen oder einem Spaziergang. Machen Sie Ihre Position unmissverständlich klar, bleiben Sie standhaft und zeigen Sie Konsequenzen auf, falls nichts zum Besseren geschieht. Im Moment ist die Basis Ihrer Partnerschaft nicht in Ordnung und zum Verändern gehören beide und zwar ernsthaft und aufrichtig. Dazu gehört auch, über eine Therapie nachzudenken.

Sollte Ihr Partner das weiterhin ablehnen, ist es Ihre Entscheidung, ob Sie bleiben oder gehen.

Ich wünsche Ihnen Klarheit, Mut und eine gute Entscheidung, wie auch immer diese ausfallen wird!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

Bitte bewerten Sie meine Antwort, danke!

Bewertung durch den Fragensteller:





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter