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Gefährdung einer Ehe durch einen unbekannten anderen Mann?

Shilou (w, 28) aus Flamatt: Ich bin verheiratet und wir haben ein Kind. Jetzt habe ich mich in einen anderen verliebt, liebe aber meinen Mann immer noch. Aber ich bin so im zwiespalt und weiss nicht was ich tun soll. Ich habe den anderen noch nie gesehen, wir Telefonieren einfach die ganze Zeit miteinander. Wir tauschen Fotos und fantasien aus. Mein Mann kann mir alles geben. Der andere sagt auch, ich liebe dich so sehr das ich dir sage entscheide dich für deinen Mann, bei ihm bist du gut aufgehoben, er könne mir (geld) nicht das geben. Er hat keinen Job und Wohnt auch weit weg. Das heisst, wir könnten uns auch dann nicht wirklich viel sehen. Ich habe mit meinem Mann gesprochen, ich wisse nicht ob ich mit ihm zusammen bleiben möchte. Es fallen mir natürlich jetzt die kleinsten dinge auf die mich stören. Ich weiss einfach nicht was ich tun soll. Ich fühle mich zu dem anderen so hingezogen. Soll ich es einfach so sein lassen. wen er mir schreibt er möchte so gerne bei mir sein, nicht darauf eingehen, und einfach geniessen was er mir gibt, oder soll ich mich Trennen und es so herausfinden. Ja ich weiss sie können mir die Antwort so nicht geben. Aber ich weiss einfach nicht weiter. Ist es schwärmerei, ist es wirklich liebe... Ich weiss einfach nicht was ich tun soll. Ich falle und falle und weiss nicht was das beste ist.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Shilou,
das ist eine sehr gute Idee gewesen, sich in Ihrer großen inneren Not an die Experten und Expertinnen des Online-Teams zu wenden! Auch wenn ich hier nicht in Ihre Zukunft schauen kannn, will ich gerne versuchen, mit Ihnen nachzudenken, wie es eventuell zu dieser Situation gekommen sein mag – und wie sie vor allem wieder herausfinden.

Sie schreiben, dass Sie sich in einen anderen Mann verliebt haben, der weit entfernt lebt und den Sie persönlich noch nie getroffen haben. Mit diesem Mann tauschen Sie Fotos und fantasieren miteinander wie es sein könnte, gemeinsam zu leben oder wenigstens miteinander Zeit zu verbringen. Das heißt, vieles was Sie miteinander besprechen und sich mitteilen sind Illusionen, oder sogar Wunschträume. Und diesen Wunschträume sind verständlicherweise keinerlei Grenzen gesetzt. Das bedeutet, Sie beide können das Beste, was Sie von einem Partner und von einer Beziehung ersehnen in diese Illusionen hineinlegen und sich in den wunderschönsten Farben ausmalen – denn es besteht ja keine Möglichkeit (oder Gefahr!) diese Wünsche in der Realität zu erproben oder unter Beweis stellen zu müssen.
Gleichzeitig fühlen Sie sich vermutlich so lebendig wie schon lange nicht mehr.

Was sie gerade durchmachen entspricht dem Paradebeispiel einer sehr romantischen Verliebtheit. Daneben erfahren und erleben Sie die Beziehung zu Ihrem Mann sehr auf dem Boden der Beziehungsrealität. Sie sind vermutlich schon einige Jahre zusammen, haben eine Schwangerschaft, eine Geburt und die erste mühevolle Zeit mit einem Kind gemeinsam gemeistert. Vielleicht gab es auch den einen oder anderen Streit über Kleinigkeiten oder auch wichtige Themen miteinander – und dabei hat sich aus Ihrer beider Verliebtheit eine belastbare, reife Liebe entwickelt! So weit zu kommen, ist schon für sich alleine gesehen etwas unschätzbar Wertvolles. In diesem Prozess geht aber leider, zunächst unbemerkt, ein Teil des Charmes, den eine romantische Verliebtheit mit Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch ausmacht, tatsächlich verloren! Dafür hat sich viel Vertrauen, Verlässlichkeit und Zusammengehörigkeit entwickelt. Sie schreiben ja auch: „Mein Mann kann mir alles geben!“ Ich denke, dass Sie dabei nicht nur das Finanzielle ansprechen.

Wenn nun plötzlich ein Mensch auftaucht, bei dem dieses „Schmetterlingsgefühl“ wieder entsteht, dann kann es leicht passieren, dass man den Wert der eigenen tragfähigen Beziehung nicht mehr spüren kann, weil diese Schmetterlinge einen so sehr in Aufruhr versetzen, und das Herzklopfen den klaren Blick etwas beeinträchtigt.
Doch Sie wissen ja inzwischen auch, dass es für eine gute Beziehung deutlich mehr benötigt, wie dieses Herzklopfen. Um wirklich lange, gut und glücklich miteinander leben zu können, benötigt man auch die Fähigkeit, den Alltag miteinander zu bewältigen – und das haben Sie und Ihre Mann ja schon unter Beweis gestellt. Eine gesicherte Lebensgrundlage ist dafür ebenfalls ein wichtiger Punkt. Es klingt überhaupt nicht romantisch, aber leider können wir von „Luft und Liebe“ eben doch nicht leben.

Und dann kommt noch hinzu, dass Ihr Traummann Ihnen ebenfalls rät, lieber bei Ihrem Mann zu bleiben. Ob er dies aus Liebe zu Ihnen sagt, das kann ich nicht beurteilen. Aber es klingt verantwortungsvoll. Dieser Mann scheint sehr realistisch einzuschätzen, dass es vermutlich nicht lange dauern würde, bis sich Ihre Verliebtheit den Stürmen des Alltages stellen müsste – und diesen dann vermutlich wenig entgegensetzen könnte. Auch weil seine Lebensbedingungen offenbar keine stabilen sind und er für sich selbst erst noch vieles ins Reine bringen muss. Er will Sie sicher nicht einfach zurückweisen, aber in einer solchen unklaren Lebenssituation die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich eine Mutter von ihrer Familie trennt – mit allen Schmerzen und Schuldgefühlen die damit auch zusammenhängen – das ist doch ein ordentlicher Brocken. Wenn er sich davor fürchtet, fürchtet er sich nicht zu Unrecht.

Sie schreiben auch, dass Ihnen nun im Zusammenleben mit Ihrem Mann die kleinsten Dinge auffallen, die Sie stören. Das passiert oft, wenn man sich zu jemandem anderen hingezogen fühlt – obwohl der Partner sich in Wirklichkeit kein bisschen anders verhält als vorher, wird man selber ungerecht oder misst mit verschiedenem Maß. Vielleicht könnte das ja der Ansatz dafür sein, dass Sie und Ihr Mann gemeinsam in eine Paarberatung gehen um miteinander Ihre Art der Kommunikation zu überprüfen. Damit Sie beide lernen, gemäß dem Stand, den Ihre Ehe inzwischen erreicht hat, miteinander über Ihre Wünsche, Träume und Sehnsüchte zu reden. Oder dort zu lernen, wie Sie diese Themen in Ihrem Alltag wieder zur Sprache bringen können, so wie Sie es ja in der Phase der Verliebtheit mit Ihrem Mann auch zur Sprache brachten.

Liebe Shilou, für mich hört sich Ihre Beschreibung so an, als würde Ihre Ehe gerade auf den Prüfstand gestellt. Das passiert in Beziehungen zu unregelmäßigen Zeitpunkten immer wieder. Da geht es dann darum, dass jeder Partner sich selbst die Frage stellen muss: Will ich mich anstrengen und alles dafür tun, mit diesem Menschen an meiner Seite alt zu werden? Oder stürze ich mich einem vermeintlich viel aufregenderen Partner in die Arme – bis es dann auch bei dem wieder normaler Beziehungs-Alltag wird?

Auch wenn es aus der Ferne und mit so wenig Detailwissen schwierig ist Ihnen einen Rat zu geben, möchte ich Ihnen und Ihrem Mann ans Herz legen, dass Sie sich gemeinsam an eine Paarberatung wenden. Dafür bieten sich neben den freien Paartherapeuten auch die kommunalen oder kirchlichen Beratungsstellen an. Diese sind meist auch preiswerter. Scheuen Sie nicht davor zurück, sich an diese Stellen zu wenden, dort sitzen fähige und speziell ausgebildete Beraterinnen oder Berater, denen nichts menschliches fremd ist.
Und vielleicht sollten Sie während dieser Zeit den telefonischen „Traumkontakt“ einfach eine Weile sein lassen – um sich und Ihrem Mann eine tatsächliche Chance einzuräumen. Denn es ist ja auch für ihn fast unmöglich sie wieder zu erobern, wenn er gegen eine Traumwelt antreten muss. Eine Traumwelt, in der man sich alles so einrichten kann, wie man es sich erträumt und in der benutzte Socken, ein krankes Kind oder ungespültes Geschirr keine Rolle spielen.

Liebe Shilou, ich wünsche Ihnen dass Sie wieder erkennen können, was die emotionale Basis zwischen Ihnen und Ihrem Mann ist, was Sie und Ihr Mann gemeinsam schon alles geschafft und was Sie aneinander haben. Ihrer ganzen Familie wünsche ich, dass Sie eventuell durch fachliche Hilfe, nach einer gewissen Zeit glücklich und erleichtert sind, nicht voreilig aufgegeben zu haben. Denn nach bewältigten Krisen gehen Beziehungen in der Regel noch stärker in die Zukunft.

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich und freue mich über Ihre Bewertung!

Karin Pfeifer
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Stuttgart

www.pfeifertherapie-stuttgart.de
Bewertung durch den Fragensteller:





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