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Beziehungsauszeit aushalten

Vidya (w, 31) aus Bonn: Guten Tag, mein 42-jähriger, beruflich stark beanspruchter Lebensgefährte leidet seit über 1,5 Jahren unter dem Burn Out Syndrom, wegen welchem er seit ca einem Jahr in psychotherapeutischer Behandlung ist. Jedoch werden die Symptome zusehends schlechter- die Ohrgeräusche, Schwindel, Übelkeit- alles wird mehr. Nun beginnt er, obschon er ein sehr geselliger Mensch ist, sich zurückzuziehen. Letzte Woche eröffnete er mir, dass er eine Auszeit brauche um in dieser festzustellen, ob er sich nur eingegeredet hat, dass er mit mir zusammen sein möchte und ob ich vielleicht der Grund für den Verlauf seiner Erkrankung bin.Seitdem haben wir nur einmal kurz telefoniert, da ich ihn nicht bedrängen möchte und selber nicht weiss, wie ich mich verhalten soll. Mich belastet die Situation derart, dass ich kaum in der Lage bin, meine Tagesabläufe abzuarbeiten und fühle mich so sehr in Frage gestellt, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass wir ein unglückliches Paar waren. Wie verhalte ich mich, damit alle Beteiligten so unbeschadet wie möglich aus der Situation gehen? Vidya

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Vidya,

beim Lesen Ihrer Anfrage kann ich viele verschiedene und auch gegensätzliche Gefühle wahrnehmen. Da ist Sorge um den Partner, Traurigkeit über den Verlauf der Beziehung in den vergangenen Monaten, Enttäuschung und vielleicht auch Wut über seinen Wunsch nach einer Auszeit, Unsicherheit bzgl. der eigenen Wahrnehmung, Hilflosigkeit angesichts der aktuellen Situation und Angst davor, wie und ob es für sie beide als Paar weitergehen kann spürbar. Sicherlich gibt es noch weitere wichtige Emotionen, die alle zusammen abwechselnd und oft gleichzeitig in Ihnen wirken und zu einer ungeheueren Anspannung führen. Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie sich so schlecht fühlen.

Sie schreiben, dass Ihr Lebenspartner unter einem Burn-Out-Syndrom leidet und deshalb seit längerer Zeit in psychotherapeutischer Behandlung ist. Trotzdem verschlechtert sich die Symptomatik. Das ist für alle Beteiligten und besonders für ihn selbst quälend und frustrierend.

Sicherlich gibt es verschiedene Möglichkeiten mit einer solchen Situation umzugehen. Eine davon ist, das komplette bisherige Leben zu überdenken und gegebenenfalls Bedingungen im Außen, die als belastend erkannt werden, zu verändern.

Zu dieser Strategie passt auch das Lebensalter Ihres Partners, der sich mit 42 Jahren ungefähr in der Lebensmitte befindet. In dieser Lebensphase haben viele Menschen ohnehin das tiefe Bedürfnis Bilanz zu ziehen und zu überlegen, wo es hingehen soll.

Eine Auszeit kann dabei helfen.

Und so schmerzhaft es für Sie verständlicher Weise auch ist, Sie haben leider nur wenig Einfluss darauf, wie Ihr Lebenspartner sich bzgl. ihrer gemeinsamen Beziehung entscheiden wird. Ich glaube, indem Sie versuchen, ihn nicht zu bedrängen, haben Sie das intuitiv sehr gut erfasst.

Damit Sie sich nicht ganz so ausgeliefert und ohnmächtig fühlen, wäre es vielleicht hilfreich, wenn ein fester Zeitraum für die aktuelle Auszeit festgelegt werden würde.

Sie haben ihren Partner in den vergangenen eineinhalb Jahren in seiner schweren Krise begleitet und unterstützt, das war sicher nicht leicht und hat viel Kraft gekostet. Versuchen Sie diese Kraft in sich wahrzunehmen und wertzuschätzen, dann gelingt es
Ihnen besser, die tief in Ihnen vorhandene Energie, die Sie gerade nur mit Mühe spüren, zur eigenen Stabilisierung zu aktivieren.

Sie befinden sich auf einem anstrengenden Stück Ihres Lebenswegs, wenn Sie sich dabei ein Geländer wünschen, scheuen Sie sich bitte auch zukünftig nicht, selbst beratende bzw. therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und dass sich Ihre Situation bald zum Besseren wendet.

Herzliche Grüße von Pia Meyer

Bewertung durch den Fragensteller:





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