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Aggressiver Ehemann

Yvonne (w, 47) aus Lindau: Guten Tag.

Seit 20 Jahren bin ich mit meinem Mann verheiratet.
Schwierigkeiten gab es immer.

Jetzt ist es so, dass er mir die Wahrnehmung verdreht, derbe 'Späße' macht, die unter die Gürtellinie gehen. Und mir dann Humorlosigkeit unterstellt, was nicht stimmt.

Ich habe ihm untersagt, mich zu attackieren, auch weil er mir Handgreiflichkeiten angedroht hat.

Wie kann ich mich wehren?

Es grüßt Sie Yvonne

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Yvonne,

offensichtlich machen Sie unangenehme Erfahrungen, die Ihren bisherigen widersprechen. Sie schreiben, daß Sie seit 20 Jahren verheiratet sind, und mir stellt sich die Frage, in welchem Zeitraum sich das Verhalten Ihres Mannes verändert hat? Zwar berichten Sie davon, daß es 'immer Schwierigkeiten' gab, doch etwas an ihm oder an Ihnen selbst muß sich in der letzten Zeit deutlich gewandelt haben, damit Sie den augenblicklichen Leidensdruck verspüren.

Ihre Frage, wie Sie sich 'wehren können', klingt tatsächlich nach einer 'Kampfansage' in dem Sinne, daß Sie die Beziehung anscheinend auf jeden Fall halten wollen, ohne sich demütigen lassen zu müssen.

Sie haben ihm bereits gesagt, daß Sie mit seinem Verhalten nicht einverstanden sind, damit zeigen Sie, daß Sie dazu bereit und in der Lage sind, Ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu vertreten. Wie verhält sich Ihr Mann jetzt? Nimmt er auf Ihre 'Ansage' Rücksicht? Wenn ja, werden Sie diesen Weg weiter gehen müssen, d. h. Sie werden das Gespräch suchen müssen und ihm darüber berichten, wie Sie empfinden, worunter Sie leiden und was Sie sich wünschen.

Reagiert er auf Ihr 'Stop' nicht, werden Sie ernsthaft überlegen müssen, welche Konsequenzen Sie ziehen. Es mag hart klingen, aber Sie werden Ihren Mann nicht in seinem Wesen 'ändern' können. Sie werden selbst überlegen müssen, wie sehr Sie Ihre eigenen Bedürfnisse nach Nähe, Aufmerksamkeit und Liebe minimieren können, ohne unglücklich zu werden. Beobachten Sie sich gut und intensiv selbst. Wenn Sie feststellen, keine Zufriedenheit und Freude mehr empfinden zu können, werden Sie die Situation verlassen müssen, d. h. sich von Ihrem Mann trennen müssen. Besonders seine Androhung von Handgreiflichkeiten macht mir Sorge. Die Verlagerung innerer Konflikte (die bei Ihrem Mann anzunehmen sind) auf körperliche Gewalt gegen andere (Sie) ist ein bedenkliches Anzeichen für eine tieferliegende Störung, an der Sie weder Schuld haben, sie aber auch nicht 'ändern' können.

In solchen Fällen ist eine räumliche Trennung oft die einzig sinnvolle Alternative, einfach, damit Sie die Gelegenheit haben, sich selbst zu schützen. Auch die Einschaltung von Polizei oder Ordnungsamt kann nur den akuten 'Ausbruch' mildern, aber nicht die zugrundeliegende Problematik.

Ich empfehle Ihnen, das therapeutische Gespräch zu einem Fachmann zu suchen ('Therapeuten finden' hier auf psychomeda). Sie erhalten dort die Möglichkeit, Ihre eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Enttäuschungen besser wahrzunehmen und zu formulieren und damit auch Ihre Handlungsfähigkeit zu stärken. Handeln heißt in diesem Sinne auch: verändern. Je mehr Sie sich selbst verändern (in einem konstruktiven Sinne), wird sich auch Ihre Umgebung, d. h. Ihr Mann verändern. Sie werden allerdings den Mut haben müssen, diesen ersten Schritt selbst zu tun, denn Aktion ist besser als Reaktion.

Wenn Sie sich also 'wehren' wollen, be-wehren Sie sich mit Mut, Selbst-Sicherheit und Klarheit über Ihre eigenen Werte! Ich wünsche Ihnen Kraft und Erkenntnis!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
Bewertung durch den Fragensteller:
Die Antwort ist eine sehr wertvolle Hilfe für mich.Vielen Dank !





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