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Sucht - Lexikon der Psychologie

Sucht bezeichnet Abhängigkeiten von Substanzen (Heroin, Alkohol oder Zigaretten) sowie von nicht mehr kontrollierbaren schädlichen Verhaltensweisen (Kaufsucht, Glückspielsucht, Internetsucht, Sexsucht), die zwanghaft immer wieder ausgeführt werden. Alle Süchte sind durch Kontrollverlust, Toleranzentwicklung und Entzugssymptome gekennzeichnet. In der ursprünglichen Bedeutung entsprach Sucht dem heutigen Krankheitsbegriff.

Suchtmerkmale

Einiges spricht dafür, dass die Prozesse im Gehirn bei allen Süchten ähnlich ablaufen und dass die Anlage zur Sucht teilweise vererbt wird. Auch wenn es eine Vielzahl von Süchten gibt, so sind alle Süchte durch gemeinsame Merkmale gekennzeichnet:
  • Craving: starkes Verlangen
  • Kontrollverlust: Schwierigkeiten, das Suchtverhalten zu kontrollieren, häufige Rückfälle
  • Entzugssymptome: physische und psychische
  • Verleugnung der Sucht
  • Toleranzentwicklung: Sucht benötigt immer größere Mengen (z.B. immer mehr Alkohol)
  • Verwahrlosung / Verflachung: Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivitäten, Vergnügen oder Interessen
  • Sucht wird trotz besseren Wissens und trotz schädlicher Folgen nicht aufgegeben

Risikofaktoren

Bisher wurden zahlreiche Faktoren identifiziert, die das Risiko für die spätere Ausprägung einer Sucht erhöhen. Zu den wichtigsten zählen:
  • vererbte Suchtveranlagung (Suchtpersönlichkeit)
  • bestimmte psychische Vorerkrankungen (Depression, ADHS)
  • Stress und ungünstige Bewältigung
  • gleichgültige, verständnislose Erziehung
  • Trennung der Eltern
  • zerrüttete Familien
  • süchtige Freunde, Eltern
Häufig weisen Menschen, die zur Ausprägung von Süchten neigen, bestimmte Persönlichkeitseigenschaften auf. Die sogenannte Suchtpersönlichkeit (siehe auch Borderline-Persönlichkeitsstörung) ist gekennzeichnet durch:

  • emotional Labilität
  • geringes Selbstvertrauen
  • Neigung zu Depressionen
  • gestörte Mutter-Kind-Beziehung

Die wichtigsten Süchte

Alkoholismus / Alkoholabhängigkeit: Etwa 1,3 bis 2,5 Millionen Menschen sind in Deutschland alkoholabhängig. Der Schaden beläuft sich auf 20 Milliarden Euro pro Jahr.

Nikotinsucht: Etwa 20% bis 30% der Deutschen sind Raucher. Etwa 111.000 sterben jedes Jahr an den Folgen (43.000 allein durch Krebs). Mehr zur Raucherentwöhnung.

Medikamentensucht: In Deutschland sind ca. 1,5 Millionen betroffen (vor allem Benzodiazepinen).

Glückspiel: Zwischen 100.000 und 300.000 Menschen in Deutschland sind abhängig von Glücksspielen. Der jährliche Umsatz mit Glücksspielen beläuft sich auf 27 MRD EUR jährlich.

Internetsucht: Durch die große Verbreitung von Smartphone sind auch immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen. Viele verbringen mehr Zeit in sozialen Netzen als mit echten Freunden und müssen ständig kontrollieren, ob sie neue private Nachrichten erhalten haben.

Behandlung von Süchten

Obwohl die Behandlung der unterschiedlichen Süchte auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmt werden muss, verläuft sie bei allen Süchten nach einem ähnlichen Schema:
  1. Motivation und Aufklärung
  2. Schaffen der Voraussetzungen für einen Therapieerfolg
  3. Entwöhnung und Entgiftung
  4. nachhaltige Umstellung von Lebensgewohnheiten und Rückfallprävention
  5. langfristige Stabilisierung und Begleitung
Besonders bei der Behandlung von Verhaltenssüchten, aber auch bei der Nikotinentwöhnung haben sich in den letzten Jahren Online-Kurse und Online-Therapieangebot bewährt, wie z.B. der kostenlose Online-Nichtraucherkurs Stop-Simply. Sucht ist auch ein Behandlungsschwerpunkt von niedergelassenen Therapeuten. Gute Erfolge werden mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen und Hypnotherapie erzielt.

Test zur Einstufung verhaltensbezogener Süchte (Verhaltenssüchte)

Der klinische Test dient zur Einstufung verhaltensbezogener Süchte, wie z.B. Internet-Sucht, Handy-Sucht, Shopping-Sucht, Glücksspiel-Sucht, Spiel-Sucht, Gaming-Sucht, Sex-Sucht oder Pornographie-Sucht. Der Schweregrad einer Verhaltenssucht wird anhand von vier Kriterien eingeschätzt. Zum Test zur Einstufung verhaltensbezogener Süchte...

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